Unternehmenszweck als Herzensthema

Interview mit Katrin Hiller

Katrin Hiller lebt  in der Nähe von Stuttgart, hat an der Universität Mannheim promoviert und arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin. Nach dem Steuerberater-Examen hat sie zehn Jahre lang als Steuerberaterin bei PricewaterhouseCoopers gearbeitet. Ihr Interesse wendete sich dabei im Laufe der Zeit von der fachlichen Tätigkeit als Steuerberaterin ab und der Frage zu: Was braucht es, damit Menschen in Unternehmen zufrieden tätig sein können? Aufgrund ihrer Erfahrungen ist sie zu der Überzeugung gelangt, dass Menschen nur dann wirklich engagiert arbeiten, wenn sie das Warum des Unternehmens kennen und sich damit verbinden können.


Welche Mission verfolgst Du? Was möchtest Du vorantreiben? Was soll sich verändern?

Ich möchte das Zusammenwirken und Zusammenarbeiten von Menschen in Unternehmen so verbessern, dass die Menschen ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit empfinden und dieses Gefühl mit in ihre Familien nehmen können. 

 

Meines Erachtens möchte jede*r von uns im Grunde seines Herzens eine Tätigkeit ausüben, die sie/er als sinnvoll empfindet. Und viele Menschen möchten so eine Tätigkeit nicht alleine ausüben, sondern konstruktiv mit anderen zusammenwirken, um ein größeres Ziel zu erreichen, als es alleine möglich wäre. Das ist es, was Unternehmen leisten: den Rahmen zu bieten, dass Menschen konstruktiv zusammenwirken können, um gemeinsam eine sinnvolle Tätigkeit auszuüben. 

 

Damit die Menschen ihre Tätigkeit in Unternehmen als sinnvoll empfinden, muss allerdings der Sinn und Zweck, den das Unternehmen verfolgt, zu dem passen, was die/der Einzelne für sinnvoll hält. Dabei ist es oft schwierig, dass zu mir passende Unternehmen zu finden. Denn vielen Unternehmen kann man von außen nicht ansehen, welchen Unternehmenszweck sie verfolgen, und auch im Inneren ist oftmals nicht klar erkennbar, WARUM die Menschen überhaupt tätig sind. Wie finde ich also das Unternehmen, das wirklich zu mir passt?

 

Das ist es, was ich vorantreiben möchte. Ich möchte darauf hinwirken, dass die UnternehmerInnen und InhaberInnen 

- sich (wieder) darüber klar werden, WARUM sie ihr Unternehmen gegründet haben,

- nach innen und außen deutlich kommunizieren, was der Sinn und Zweck ihres Unternehmens ist und

- im Unternehmen bei allen Entscheidungen den Unternehmenszweck als Beurteilungsmaßstab heranziehen und alle Prozesse konsequent am Unternehmenszweck ausrichten.

 

Denn dann können potenzielle Mitarbeitende bereits von außen erkennen, ob der Unternehmenszweck zu dem passt, was sie persönlich als sinnvolle Tätigkeit erachten, und bereits beschäftigte Mitarbeitende können sich dem Unternehmenszweck wirklich verbunden fühlen und engagiert arbeiten.

Mit welchen drei Hashtags lässt sich Deine Mission zusammenfassen?

#Zusammenarbeiten

#Mitarbeiterzufriedenheit

#Unternehmenszweck

Wie bist Du auf Deine Mission gestoßen? Wodurch hast Du Feuer gefangen? Was treibt Dich an?

Seit meiner Zeit als angestellte Steuerberaterin beschäftigen mich die Fragen: Was braucht es, damit Menschen bei der Arbeit zufrieden sind? Was können die Unternehmen dazu beitragen?  Dabei konnte ich lange Zeit nicht so richtig greifen, was mir fehlt.

 

Im Jahr 2014 hat die US-amerikanische Netzwerkgesellschaft in dem Unternehmen, in dem ich tätig war, die Diskussion über den Purpose, also den Unternehmenszweck, angestoßen. Da habe ich gemerkt, dass das genau das ist, was mir bisher bei der Arbeit gefehlt: darüber zu sprechen, was eigentlich der Sinn und Zweck meiner Tätigkeit ist und WARUM wir alle im Unternehmen tätig sind.

 

Ich habe mir dann die Zeit genommen, meine berufliche Biografie zu reflektieren, und habe festgestellt, dass viele meiner Tätigkeiten darauf gerichtet waren, das Zusammenwirken von Menschen zu verbessern. In Worte fassen kann ich meine Mission allerdings erst, seitdem ich das Buch von Simon Sinek "Start with WHY"/"Frag immer erst WARUM" gelesen habe. In diesem Buch zeigt Simon Sinek auf, dass zwar viele Unternehmen darüber sprechen, WAS sie tun und WIE sie tätig sind, dass Menschen sich aber nur dann emotional angesprochen fühlen, wenn ein Unternehmen auch kommuniziert, WARUM es tut, was tut. Das hat für mich im Kopf vieles sortiert und mir geholfen, meine Mission zu formulieren.

 

Ich finde die Vorstellung beglückend, dass in jedem Unternehmen nur Menschen arbeiten, die wirklich zu diesem Unternehmen passen und die ihre Tätigkeit in diesem Unternehmen als zutiefst sinnvoll empfinden. Dann können die Menschen friedlich zusammenarbeiten und diese Zufriedenheit wird auf die Familien und die gesamte Gesellschaft ausstrahlen.

Welche Schritte bist Du bereits gegangen? Was hat sich verändert? Was waren dabei Deine größten Highlights?

Ich habe als Angestellte im Unternehmen versucht, neben meiner fachlichen Tätigkeit als Betriebsrätin auf Verbesserungen hinzuwirken. Das hat keine zufrieden stellende Wirkung gezeigt. Ich habe gekündigt und bin nun selbständig tätig.

 

 

Verändert hat sich, dass ich dadurch den Freiraum, aber auch die Verpflichtung habe, meine berufliche Tätigkeit selbst auszugestalten. Denn es gibt meines Erachtens nicht nur einen, sondern viele Wege die eigene Mission zu leben. Es hat daher einige Zeit gebraucht, für mich herauszufinden, in welchem Rahmen ich zukünftig beruflich tätig sein und meine Mission verfolgen möchte. Und dieser Prozess ist sicherlich noch nicht abgeschlossen.

 

Ein Highlight ist es daher für mich, dass ich dabei bin, mir mein berufliches Umfeld so zu gestalten, dass ich meine Mission verfolgen, aber auch meine bisherigen beruflichen Erfahrungen (ich war früher als Steuerberaterin tätig) mit einbringen kann. Als Expertin für besondere Mitarbeiterführung in Steuerkanzleien unterstütze ich die InhaberInnen von Steuerkanzleien deren Mitarbeiter unzufrieden sind und häufig wechseln, und die sich stattdessen engagierte Mitarbeiter wünschen, die mit ihnen gemeinsam die Steuerkanzlei voranbringen. 

Mein Angebot besteht dabei darin, die InhaberInnen der Steuerkanzlei zu unterstützen,

- sich (wieder) darüber klar zu werden, WARUM sie ihre Steuerkanzlei gegründet haben,

- diesen Unternehmenszweck nach innen und außen zu kommunizieren und

- die Steuerkanzlei so auszurichten, dass sie perfekt zum Unternehmenszweck passt.

Was hast Du dabei gelernt? Wie bereichert Dein Engagement Dich, Dein Leben oder Deine Arbeit?

Ich habe festgestellt, dass es sich sehr natürlich anfühlt, über das zu sprechen, was ich verändern möchte. Anders als früher habe ich nicht das Gefühl, dass ich den Text vergessen könnte, weil ich vielleicht nur etwas auswendig Gelerntes vortrage. Stattdessen übe ich mich weiter, darauf zu vertrauen, dass die richtigen Worte, um meine Botschaft zu vermitteln, bereits kenne.

Was gibt es noch zu tun? Was willst Du noch erreichen? Was sind Herausforderungen, die es zu bewältigen gibt?

Ich bin auf der Suche nach weiteren Möglichkeiten, um meine Botschaft zu verkünden und immer mehr UnternehmerInnen zu erreichen. Die Herausforderungen bestehen dabei darin, 

- von den UnternehmerInnen gehört zu werden,

- bei den UnternehmerInnen Vertrauen dazu aufzubauen, dass es insgesamt die Zufriedenheit der Mitarbeitenden im Unternehmen erhöht, wenn der Unternehmenszweck nach innen und außen klar kommuniziert und das Unternehmen konsequent am Unternehmenszweck ausgerichtet wird, 

- bei den InhaberInnen von Steuerkanzleien Vertrauen dazu aufzubauen, dass ich sie unterstützen kann, sich (wieder) darüber klar zu werden, WARUM sie ihre Steuerkanzlei gegründet haben, und ihre Steuerkanzlei an ihrem Unternehmenszweck auszurichten.

Was rätst Du anderen, die ihre persönliche Mission noch suchen oder sich noch nicht getraut haben ihrer Mission zu folgen?

Meines Erachtens wird man mit zunehmendem Alter quasi "gezwungen", sich mit seiner Mission auseinander zu setzen. Denn ich glaube, dass man irgendwann einfach keine Tätigkeiten mehr ausüben kann, die der eigenen Mission komplett entgegenstehen, ohne dass es sich in körperlichen Reaktionen zeigt. 

 

Ich kann daher jedem nur raten, sich die Zeit zu nehmen, um die eigene berufliche Biografie zu reflektieren und festzustellen, worauf die eigenen Aktivitäten tatsächlich gerichtet sind und was man damit bewirken möchte. Denn sobald man weiß, was man im Leben bewirken möchte, lassen sich damit rückwirkend viele Entscheidungen erklären, und es ist ein hervorragender Beurteilungsmaßstab für alle zukünftigen Entscheidungen. Dies gilt unabhängig davon, welche beruflichen Konsequenzen man aus dem Wissen um die eigene Mission dann tatsächlich zieht. Nicht jede muss sich selbständig machen, um ihrer Mission zu folgen. Aber das Wissen um die eigene Mission kann helfen, das passende Unternehmen und im Unternehmen die passende Position und Tätigkeit zu finden.

Suchst Du noch Unterstützer oder Verbündete? Dann kannst Du hier noch einen Aufruf starten. Füge auch gerne Links ein.

Ich suche auf jeden Fall noch Verbündete, die ebenfalls das Zusammenwirken und Zusammenarbeiten von Menschen in Unternehmen verbessern und friedlicher gestalten möchten und die überzeugt davon sind, dass der Schlüssel dazu in der klaren Kommunikation des Unternehmenszwecks liegt.

 

Ihr findet mich HIER:

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